Historische Postkarten von Michelsberg

Als Photoapparate noch das neueste Wunder der Technik darstellten, und daher für einen Privatmann unerschwinglich waren, reisten Photographen durch das Land und machten Photos von den Dörfern. Davon wurden Postkarten produziert, die auch für den damaligen Normalbürger schon bezahlbar waren. Aus dieser Zeit stammen die folgenden Postkarten, welche damals gerne verschickt wurden, um Menschen in der Ferne zu zeigen, wie Michelsberg und seine Umgebung aussah und wie man dort lebte. Eine Besonderheit stellt die erste und älteste Abbildung dar, die keine Photographie ist, sondern eine farbige Lithographie, d.h. ein Steindruck.

Doch egal welches Verfahren nun für die jeweilige Postkarte angewandt wurde, eines haben sie alle gemeinsam, nämlich daß sie ein Bild von Michelsberg zum ersten Mal in die weite Welt hinaustrugen, um fremden Menschen vom Leben hier zu berichteten. Damit waren sie die frühen Vorläufer dieses Internetauftrittes, der nichts anderes erreichen will, wenn auch mit moderneren Mitteln. Tauchen Sie nun ein, in eine längst vergangene Zeit, die aber vielleicht deswegen mit der heutigen doch mehr gemeinsam hat, als man auf den ersten Blick zugeben möchte:

Lithographie von Michelsberg um das Jahr 1900

Lithographie
Zeichnungen von Michelsberg mit Gastwirtschaft und Laden/Post

Zu beachten gibt es bei dieser ältesten Postkarte von Michelsberg, daß es sich um eine Lithographie bzw. einen Steindruck handelt, sie also kein Photo, sondern vielmehr eine Zeichnung ist. Daher sind auch manche Freiheiten auffällig, die sich der Zeichner genommen hat, beispielsweise die etwas merkwürdigen Proportionen oder die nicht der Wirklichkeit entsprechende Turmspitze der Kirche. Gut zu erkennen ist der Backsteinbau des Schulhauses, der sich zu dieser Zeit noch am Ortsrand befand und wohl damals erst wenige Jahre alt ist. Erwähnt werden muß auch, daß im Gegensatz zu den späteren Postkarten, die Landsburg ohne Turm gezeigt wird. Dies ist verständlich, da er zum Zeitpunkt der Zeichnung noch nicht existiert hat. Gemeinsam hat diese Postkarte mit den anderen, daß sie drei Motive enthält, nämlich eine Totalansicht von Michelsberg, die Gastwirtschaft und den Laden mit Poststelle. Gelaufen ist die Karte im übrigen im Mai des Jahres 1905, was an der seitlichen Inschrift zu erkennen ist. Insgesamt stellt sie ein sehr schönes und im Gegensatz zu den späteren Postkarten, farbenfrohes Abbild von Michelsberg dar, welches in liebevoller und bewundernswerter Handarbeit gezeichnet wurde und welches dem damaligen Empfänger einen eindrucksvollen Eindruck von Michelsberg ermöglichte.

Photographie von Michelsberg zwischen 1909 und 1923

Postkarte1
Photos von Michelsberg mit Gastwirtschaft und Laden/Post

Diese Postkarte stellt die früheste Photographie von Michelsberg dar. Wieder sind es die drei Motive Totalansicht, Gastwirtschaft und Laden mit Post, die bereits die obige Lithographie schmückten, wobei es zu beachten gilt, daß bei der Gastwirtschaft wohl ein Besitzerwechsel stattgefunden haben muß. Interessant ist auch der Begriff "Posthülfstelle". Die Datierung ist leider nur in einem größeren Zeitraum möglich. Zum einen müssen die Photos nach 1909 geschaffen worden sein, da sich auf dem Photo der Gesamtansicht bereits der Landsburgturm wiederfindet, der in diesem Jahre errichtet wurde. Zum anderen lassen sich aber weder ein Strommast noch das Stromhäuschen auf dem Bild entdecken, wie dann auf der nächsten Postkarte. Da Michelsberg in den Jahren 1923/24 an das Stromnetz angeschlossen wurde, müssen die Bilder also aus der Zeit davor stammen. Abschließend zu beachten ist noch, daß auf dieser Postkarte, genauso wie auf der nächsten, von Michelsberg "an der Landsburg" die Rede ist.

Photographie von Michelsberg nach 1923

Postkarte2
Photos von Michelsberg mit Gastwirtschaft, Post und Landsburgturm

In der letzten Postkarte ist zu den drei bekannten Motiven ein weiteres hinzugekommen, nämlich der Landsburgturm in der Nahaufnahme. Wiederum muß seit der letzten Postkarte ein Besitzerwechsel der Gastwirtschaft stattgefunden haben, zusätzlich sind dort auch einige bauliche Veränderungen vorgenommen worden. Deutlich zu erkennen ist das Stromhäuschen in der Totalansicht, woraus sich schließen läßt, daß die Aufnahmen nach 1923/24 erfolgt sein müssen. Auch die Schreibweise der Posthilfsstelle hat sich geändert und entspricht unserer heutigen Schreibweise. Zudem hat sich hier nun ebenfalls ein Besitzerwechsel vollzogen, wobei merkwürdigerweise nur noch von der Post und nicht mehr wie in den beiden anderen Postkarten gleichzeitig auch vom Laden die Rede ist.

Quelle: Göbel, Andreas

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